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Nachlese zur Zoom-Veranstaltung am 8. November

Aktuelles

An der Zoom-Veranstaltung "Aus der Pandemie lernen: Wie können behinderte Menschen zukünftig besser gesellschaftlich teilhaben?" haben 120 Interessierte teilgenommen - ein großer Erfolg! Ein Nachbericht.

Handdesinfektionsbehälter, Einmalhandschuhe und eine medizinische Maske

Der Landesbehindertenbeauftragte hat neben der Einladung zur Zoom-Veranstaltung am 8. November auch einen Nachbericht auf die Homepage gestellt. Wir können den Text mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen. 

Am 08.11.2021 haben 120 Personen an der Veranstaltung zur Auswertung der Pandemie teilgenommen, die wesentlich durch das Büro des Beauftragten organisiert worden ist. Nach einer Reihe von Interviews mit Nutzer*innen der Eingliederungshilfe und ihren Angehörigen teilten sich die Teilnehmer*innen in Arbeitsgruppen zu den Themen Wohnen, Arbeit und Freizeit auf und diskutierten dort die Anforderungen für die aktuelle und zukünftige Krisensituation. Arne Frankenstein machte dabei deutlich, dass sich Maßnahmen nicht lediglich auf das akute Krisenmanagement beschränken dürften, sondern das eine inklusive auch eine krisenresilientere Gesellschaft ist. Deshalb müssen in allen Lebensbereichen die Anstrengungen um die Herstellung gleichberechtigter und selbstbestimmter Teilhabe verstärkt werden.

Hier einige Rückmeldungen aus den Arbeitsgruppen:

  • Die Perspektive behinderter Menschen ist vernachlässigt worden. Sie hätte viel mehr politisch einbezogen werden müssen. Behinderte Menschen waren auf sich alleine gestellt.
  • Viele Beschäftigte der Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten immer noch in Teilzeit. Dies stößt auf erhebliche Kritik. Eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben ist gegenwärtig nicht gegeben. Es ist wichtig, Arbeit als wesentlicher Teil gleichberechtigter Teilhabe anzuerkennen und zugleich nicht aus dem Blick zu verlieren, dass damit auch eine wichtige Tagesstruktur verbunden ist.
  • Es ist dringend erforderlich, weitere Reformprozesse in den Werkstatten zu initiieren, da diese an ihre Grenzen gestoßen sind und ihren Auftrag in der Pandemie teilweise verfehlt haben.
  • Tagesförderstätten als Orte der Teilhabe am Arbeitsleben müssen mehr in den Blick genommen werden. Konzepte für Tagesförderstäten müssen rechtzeitig unter Beteiligung der Angehörigen erarbeitet werden und die Kommunikation hierüber verbessert werden.
  • Digitale Kommunikation und Homeoffice für Nutzer:innen in allen Bereichen der Eingliederungshilfe, aber gerade in besonderen Wohnformen, der Werkstatt und Tagesförderstätte müssen ausgebaut werden. Es fehlen Medienkompetenzschulungen.
  • Es braucht mehr niedrigschwellige Informationen, die barrierefrei bereitgestellt werden in einfacher und leichter Sprache sowie in Gebärdensprache. Es braucht nicht nur Kommunikation über Verbote, sondern auch über Handlungsmöglichkeiten.
  • Die Handlungsmöglichkeiten behinderter Menschen müssen dann größer sein, wenn sich Benachteiligungen sonst verschärfen. Freizeitangebote wurden vernachlässigt und müssen künftig privilegiert werden, wenn es sonst keine Möglichkeiten der sozialen Interaktion gibt oder diese herabgesetzt sind.
  • Wenn Infektionsschutz und andere Belange kollidieren, muss diese Kollision benannt und aufgelöst werden. Dabei hat der Infektionsschutz nicht automatisch Vorrang. Es müssen aber Verantwortlichkeiten geklärt werden.
  • Informationen zum Impfstatus der Pflege-/Assistenzkräfte müssen gesetzlich verpflichtend werden.
  • 100% der Bewohner lassen sich impfen, aber nur ein Anteil an Assistenz und Betreuern, was zu Gefährdungen führt. Deshalb muss in bestimmten Bereichen eine Impfung verpflichtend werden.
  • Kleinere, dezentrale Wohnangebote sind wichtig, damit nicht ganze Einrichtungen isoliert werden, Besuchsregeln sind in fast jedem Fall unverhältnismäßig in Bezug auf die Selbstbestimmung.
  • Gute Schutz- und Hygienekonzepte müssen präventiv erarbeitet werden.
  • Die Belastung von Angehörigen muss stärker im Blick sein, um Überlastungen auszugleichen. Es braucht zeitweise Auszeiten. Möglichkeiten einer Assistenzreserve müssen geprüft werden („Springer für alle“).
  • Es wird deutlich, dass Ressourcen noch mehr im System gebraucht werden. Beispiel Schulsystem: setzt auf ergänzende Unterstützung durch Assistenz. Wenn dann Präsenzunterricht entfällt, bewirkt dies einen erhöhten Bedarf an Unterstützung, der aber nicht aufgefangen werden kann. Daraus resultiert Überlastung der Angehörigen.

Wie geht es weiter?

Am 23. November findet eine Auswertung der Veranstaltung gemeinsam mit den Interviewpartnern, den Leistungsträgern sowie den Leistungsanbietern statt. An dem Austausch nehmen auch Senatorin Stahmann sowie Senatorin Bernhard teil. 
Wir werden im Nachgang berichten.

 

Einladung des Landesbehindertenbeauftragten zur Online-Veranstaltung am 8. November

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf behinderte Menschen ausgewirkt? Was haben die Corona-Regeln für behinderte Menschen bedeutet? Das möchten wir gemeinsam mit Ihnen besprechen. Behinderte Menschen waren in der Vergangenheit von den Corona-Regeln besonders betroffen. Das zeigte sich gleich zu Beginn der Krise. Behinderte Menschen haben dies selbst aus Ihrem Alltag berichtet. Außerdem gibt es wissenschaftliche Arbeiten, die diese Aussagen bestätigen.

Schauen wir ganz konkret auf die Situation behinderter Menschen im Land Bremen. Wie hat deren Situation in den vergangenen eineinhalb Jahren ausgesehen? Diesen Fragen wollen wir nachgehen:

•             Wie war die Zeit für behinderte Menschen während Corona?

•             Was hätte besser funktionieren müssen?

•             Welche Probleme wurden bisher nicht angesprochen?

•             Was muss in Zukunft geändert werden, wenn solche Krisen eintreten?

Einerseits wollen wir auf die vergangenen eineinhalb Jahre schauen. Andererseits möchten wir daraus ableiten, wie wir in Zukunft besser handeln können. In zukünftigen Krisen muss die Teilhabe behinderter Menschen besser gewährleistet sein. Nachteile für behinderte Menschen müssen unbedingt verhindert werden.

Die Einladung richtet sich an:

•             Behinderte Menschen

•             Die Angehörigen von Menschen mit Behinderung

•             Interessenvertretungen behinderter Menschen im Land Bremen

Den genauen Ablauf sowie die Anmeldedaten entnehmen Sie bitte dem anliegenden Programm bzw. unserer Homepage.

Die Veranstaltung wird gemeinsam organisiert von:

•             dem Landesbehindertenbeauftragten der Freien Hansestadt Bremen

•             der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport

•             der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz sowie

•             der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege